Neulich hatte eine wunderbare, hochbegabte und hochsensible Frau im Coaching ein intensives Aha-Erlebnis im Zusammenhang mit dem Bilderdenken.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich für dumm gehalten.

Alle anderen Familienmitglieder waren ihrer Meinung nach sicher hochbegabt, aber sie leider nicht, da sie nicht „richtig“ denken könne.

Erst die Erkenntnis, dass sie durchaus sehr gut denken kann, aber einfach anders denkt als die meisten Menschen, half ihr zu akzeptieren, dass auch sie zu den bunten Zebras gehört. Sie denkt in Bildern, also visuell-räumlich, nicht in Worten oder Zahlen. Geahnt hatte sie es schon lange, aber verstanden erst jetzt…..

Du kannst feststellen, welcher Denktyp du bist

  • Was liegt dir mehr: Wenn ich dir eine Statistik mit einer Tabelle oder Grafik zeige, zu der du dir eine Meinung bilden sollst, oder wenn ich dir eine sachliche, neutrale Beschreibung zu dieser Statistik erzähle und dich um deine Meinung bitte? Du möchtest lieber die Tabelle selbst sehen? Dann bist du vermutlich ein ausgeprägt visuell-räumlicher Denktyp, der mit der rechten Hirnhälfte denkt.
  • Oder: Du lernst nicht gerne Fakten auswendig? Wenn dir jemand sagt, was du einkaufen sollst, ist das schwierig für dich. Kannst du dir aber den Weg vorstellst, den du im Supermarkt gehen musst, dann bist du beim Einkaufen schnell und effektiv.
  • Du liebst es, schwierige Aufgaben zu lösen, kannst mühelos Würfel im Kopf zusammensetzen und schwierige Knobelaufgaben lösen. Aber wenn du Rechenaufgaben im Kopf lösen sollst oder ein Sprachrätsel vor dir liegt, dann könnten andere denken, dass du alles andere als hochbegabt bist?
  • Du kannst Sprachtests nicht leiden: Wer muss schon wissen, wie sich das eine Wort zum anderen verhält? Du brauchst das nicht. Aber wenn ich dich nach Analogien in Bildern frage, dann kannst du schneller antworten als viele Andere.
  • Bei den meisten Menschen ist die linke Hirnhemisphäre führend. Sie haben einen großen, aktiven Wortschatz und können gut beschreiben. Den rechtshirnig denkenden Menschen sind dagegen eher Dinge oder Bilder bewusst, als Worte.

Bilderdenken: Wie nutzt du dein Gehirn?

Als visuell-räumlich denkender Mensch ist die Welt der Worte nicht deine Welt, sodass es vorkommen kann, dass Andere dein Denken für langsam halten. Tatsächlich musst du einfach länger nach einer für andere verständlichen Formulierung suchen, denn du weißt, dass sie wenig mit deiner Bilderwelt anfangen können. Wenn du verstanden werden willst, musst du sozusagen deine Bildsprache in Wortsprache übersetzen.

Mancher wird urteilen, dass du dumm bist und ein Kind, dass das lange und oft genug gehört und erfahren hat, glaubt es am Ende selbst. Ich hingegen glaube eher, dass du selbst und andere deine Talente einfach (noch) nicht erkennst.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass besonders viele hochsensible und hochsensitive Menschen Bilderdenkende sind.

Diesen Aspekt nehmen manche als besondere Gabe wahr, manchmal wird er aber auch verflucht. Einerseits nehmen Bilderdenker viel mehr wahr, als andere Menschen, andererseits ist das manchmal viel zu viel. Zu viele Eindrücke, zu viel Licht, zu viele Bewegungen, zu viele Details. Das ist anstrengend für dich, du willst und muss die vielen Reize kontrollieren und reduzieren. Deine hohe Sensibilität kann eine Blockade im Umgang mit Anderen sein, sie macht dich aber auch aufmerksamer, fantasievoller und kreativer.

Aber wie findest du heraus, dass du ein hochintelligenter, visueller Typ bist?

Du darfst für dich anerkennen: Du bist hochintelligent, sensibel und kreativ!

Du hast aber eine Schwäche im auditiven und sequentiellen Lernen, das beides liegt deinem intelligenten Gehirn nicht. Aber das ist in Ordnung, du bist einfach anders! Du bist du!

Bist du ein Bilderdenker?

Leider hat die Wissenschaft dazu noch keine Tests entwickelt. Man kann nur anhand deiner Beschreibungen und an Merkmalen einschätzen, dass du ein visueller Denk- und Lerntyp bist. Hier habe ich eine Merkmalliste für Bilderdenker zusammengestellt. Je mehr Aussagen du mit Ja beantworten kannst, desto sicherer ist es, dass du ein Bilderdenker bist.

  1. Ich habe bei allen zeitbegrenzten Tests schwache Leistungen
  2. Ich habe einen guten Sinn für Humor
  3. Ich bin kreativ und fantasievoll
  4. Auswendig lernen fällt mir schwer
  5. Ich habe ein schlechtes auditives Gedächtnis
  6. Ich habe ein sehr gutes visuelles Gedächtnis
  7. Ich liebe Tagträume und habe ein reiches Fantasieleben
  8. Rechenaufgaben liegen mir nicht, schon gar nicht Kopfrechnen
  9. Geometrie ist mir in der Schule allerdings leichter gefallen
  10. Im Leseverständnis bin ich sehr gut, aber ich lese langsam
  11. Schriftliche Aufgaben zu verstehen fällt mir schwer, ich muss erst nachdenken
  12. Rechtschreibung und Worterkennung gehören nicht zu meinen Stärken
  13. Ich bin sehr impulsiv, handle schnell und denke dann erst danach
  14. Ich liebe Musik und habe eine intensive Beziehung zu ihr
  15. Meine Handschrift ist nicht gut leserlich
  16. Ich liebe Fernsehen, Kino und Theater
  17. Als Kind habe ich schriftliche Hausaufgaben gerne „vergessen“
  18. Computer faszinieren mich, vor allem auch Grafikprogramme
  19. Das „große Ganze“ vergesse ich selten, die Einzelheiten dagegen oft
  20. Ich lasse mich leicht ablenken und bin sehr begeisterungsfähig
  21. Zeichnen und Gestalten liegt mir sehr
  22. Ich bin mir über viele Dinge bewusst, aber manchmal fehlen die Worte dazu
  23. Manchmal habe ich ein sehr schlechtes Zeitgefühl
  24. Ich bin sehr intuitiv, habe sprunghafte Einsichten und Ahnungen

Was kannst du tun?

Für alle Menschen, die mit visuell-räumlich hochbegabten und hochsensiblen Menschen arbeiten, aber auch für Eltern von „rechtshirnigen“ Kindern, hier einige Anregungen im Umgang mit dem Bilderdenken:

  • Visualisiere viel, schreib auf und lass aufschreiben
  • Mündliche Impulse sollten ebenfalls auf ein Flipchart oder Whiteboard geschrieben werden
  • Verwende mehr das Sehen als die Stimme
  • Verwende Bücher, Bilder, Fotos und Illustrationen
  • Verwende ein Tagebuch, um Tipps, Entwicklungen und Transferaufgaben festzuhalten
  • Gib Zeit, um Aufgaben zu beenden, wann immer es nötig ist
  • Vermeide Tests mit Zeitbegrenzung, sie erzeugen unnötigen Stress
  • Verwende Bildtools im Coaching (Emotioncards, Veränderungskarten, Biografiekarten – siehe Amazon)
  • Bilderdenker können Zustände, Probleme und Themen oft sehr gut in Collagen darstellen

Wir alle werden aus dem beachtlichen Intellekt der visuell begabten Menschen Nutzen ziehen können, auch auf gesellschaftlicher Ebene, wenn wir ihre Fähigkeiten, Probleme zu erkennen und sie auf neue und kreative Arten zu lösen, besser erschließen.

Manchmal ist es schwer

Viele Bilderdenker stoßen mit ihrer Art, die Welt wahrzunehmen, auf Unverständnis. Oft gibt es Lebensthemen, die ungeklärt sind oder gar eine fette Hemmschwelle für eine gute Lebensbalance darstellen. Das muss nicht sein. Du kannst dein Stress-Level aktiv beeinflusse und mehr Klarheit gewinnen.

Herzlichst
Anne

 

Updated am 13.03.22

 

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