Toxische Menschen und toxische Beziehungen – diesen Begriffen begegnet man heutzutage immer wieder. Besonders hochsensible Menschen leiden sehr unter ihnen, da ihre Stresstoleranz nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei normalsensiblen Menschen. Doch wer sind diese toxischen Menschen überhaupt und wie kannst du dich vor ihrem schädlichen Einfluss auf dich und dein Leben schützen?

Die Definition von Toxizität beim Menschen

Was macht einen Menschen toxisch? Zunächst: Toxisch bedeutet giftig. Die Toxizität eines Menschen definiert sich durch seine Lebenshaltung, seine Werte und seinen praktischen Umgangs mit seinen Mitmenschen.

Das Tückische: Häufig dauert es sehr lange, bis jemand realisiert, dass ein Mensch ihm nicht gut tut, das Problem dauerhaft ist und das Opfer in der Lage ist, sich selbst zu helfen, beziehungsweise sich helfen zu lassen.

Beispiele für das Verhalten von toxischen Menschen

Toxische Menschen manipulieren

Die „Kunst“ der Manipulation beherrschen toxische Menschen normalerweise par excellence. Meist braucht es eine Weile, bis man überhaupt bemerkt, dass man manipuliert wurde – wenn man es überhaupt bemerkt. So kann es passieren, dass ein toxischer Mensch dein ganzes Umfeld gegen dich aufbringt, beispielsweise mit dem Erzählen von Unwahrheiten. Gegenüber dir zeigt sich der toxische Mensch allerdings äußerst freundlich und so schöpfst du keinen Verdacht.

Toxische Menschen greifen deinen Selbstwert an

Unser Selbstwertgefühl ist für unsere gesamte Lebensgestaltung von größter Bedeutung. Die wenigsten Menschen schreiten mit einem unantastbaren Selbstwertgefühl durchs Leben. In der Regel ist es vor allem bei hochsensiblen Menschen auch leicht verletzbar und steht manchmal auf wackligen Beinen mehr. Und genau dort greifen toxische Menschen mit Vorliebe an.

Fast jeder hat im Bekanntenkreis jemanden, der sich durch eine Beziehung sehr verändert hat: vorher selbstbewusst und extrovertiert, nachher das, was man umgangssprachlich als ein „kleines Häufchen Elend“ bezeichnet. Was ist passiert? Vielleicht war ein toxischer Partner am Werk. Durch überzogene Erwartungen, Beleidigungen und das Erzeugen von Schuldgefühlen, haben sie den Selbstwert des anderen Beziehungspartners ins Wanken gebracht.

Eifersucht als Ausdruck von Toxizität

Sie kann das Leben des Opfers zur Hölle machen: krankhafte Eifersucht. Meist geht sie mit engmaschiger Kontrolle durch die eifersüchtige Person einher. Ein Blick, eine harmlose Bekanntschaft, ein kurzer Wortwechsel mit dem Verkäufer – all das kann bei zu maßlos übersteigerter Eifersucht führen und Verhaltensweisen wie zum Beispiel Handykontrolle, heimliches E-Maillesen oder zum Zwang zur Aufgabe sämtlicher sozialer Kontakte führen.

Toxische Menschen wollen im Mittelpunkt stehen

Die Bedürfnisse anderer nehmen toxische Menschen kaum wahr – oder sie bedeuten ihnen nichts. Im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung stehen nur ihre eigenen Bedürfnisse und deren bedingungslose Erfüllung. Noch ein Beispiel aus dem Bereich Partnerschaft: So fühlen sich Opfer von toxischen Menschen in Partnerschaften beispielsweise häufig zu sexuellen Handlungen gedrängt, auch wenn sie selbst gerade keine Lust auf sexuelle Nähe haben.

Toxische Menschen sind Meister im Druck ausüben

Toxischen Menschen verstehen, immensen Druck auf ihre Opfer auszuüben. Beliebt ist vor allem die Erzeugung von Schuldgefühlen. Im Gegensatz dazu, scheinen toxische Menschen selbst von Schuldgefühlen unbeirrt und üben ihr schädliches Verhalten meist ungerührt weiter aus.

Bestrafung durch toxische Menschen

Neben Schuldgefühlen kommen auch andere Arten von Strafen zum Einsatz. Toxische Menschen fühlen sich häufig in der Position, über das Verhalten anderer zu richten und dementsprechend strafen zu dürfen. Eine der beliebtesten Strafen ist es, der in Ungnade gefallenen Person die kalte Schulter zu zeigen und sie mit Schweigen und Nichtachtung zu strafen. Da wir Menschen soziale Wesen sind, ist diese Art von Bestrafung besonders schmerzvoll.

Die drei „S“ toxischer Menschen: Streit, Sturheit und Starrsinn

Ein weiteres Kennzeichen toxischer Menschen ist ihre Sturheit. Selten sind sie in der Lage, einen Fehler einzusehen und zeigen generell wenig Bereitschaft, sich zu ändern.

Sie scheinen das Drama zu lieben oder eine Art von Befriedigung aus Streits zu ziehen: Toxische Menschen können sogar einen Streit vom sprichwörtlichen Zaun brechen, wenn es gar keinen Grund für eben diesen gegeben hätte. Vielleicht liegt die Ursache tief verborgen in ihrer Unzufriedenheit mit sich selbst.

Übergriffigkeit bei toxischen Menschen

Toxische Menschen überschreiten häufig Grenzen. Seien es Grenzen in der Beziehung oder ganz persönliche Grenzen. So rühren sie beispielsweise immer wieder an wunden Punkten ihrer Opfer und verletzen sie damit. Auch versuchen sie, sich in das Leben anderer Menschen einzumischen und zu kontrollieren. Ein bekanntes Beispiel ist die übergriffige Schwiegermutter, die sich ungefragt in die Erziehung ihrer Enkel einmischt.

Wichtiges Merkmal für Toxizität: dauerhafte Schwierigkeiten

Jeder Mensch hat einmal einen schlechten Tag oder geht durch eine problematische Phase. In diesen Momenten handeln wir nicht immer so, wie wir es sonst tun würden und verletzen unsere Mitmenschen (unfreiwillig). Das macht uns noch nicht zu toxischen Menschen! Ein wichtiges Kennzeichen einer solchen Person ist also, dass das problematische Verhalten dauerhaft auftritt und nicht nur einige Tage anhält.

So kannst du dich vor toxischen Menschen schützen

Du siehst also – Toxizität hat viele Gesichter. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig. Vielleicht kannst du an diesem Punkt schon toxische Menschen in deinem Leben erkennen und fühlst dich gerade ausgeliefert. Doch das bist du nicht! Es gibt Wege, dich vor ihnen zu schützen, auch wenn du ihnen physisch nicht ausweichen kannst.

Das Wichtigste dabei ist, dass du Ausdauer beweist, denn ein toxischer Mensch wird immer wieder versuchen, seine alten Taktiken zu nutzen und wieder Kontrolle über dich und dein Leben zu erlangen. Lasse dich davon nicht beeindrucken – bleibe stark!

Schritt 1: Feste Haltung

Zuallererst musst du deine innere und äußere Haltung stärken. Du hast einen toxischen Menschen in deinem Leben identifiziert und hast lange unter dieser Person gelitten – doch heute ist der Tag, an dem du beginnst, dieser Person deine Stirn zu bieten und wieder die Kontrolle über DEIN Leben zu erlangen. Atme tief ein, senke deine angespannten Schultern und schaue mit klarem Blick voraus. Wenn nötig, mache dir das immer wieder bewusst. Wiederhole es gegebenenfalls wie ein Mantra: Du hältst die Zügel über dein Leben in deiner Hand.

Eine starke Haltung ist die Basis für die Umsetzung der nun folgenden Schritte.

Schritt 2: Klare Grenzen setzen

Überlege dir:

  • In welchen Bereichen überschreitet die toxische Person deine Grenzen?
  • Wo trifft sie dich, wo verletzt sie dich oder Personen, die du schützen möchtest (beispielsweise deine Kinder)?
  • An welchen Stellen musst du also welche Art von Grenzen setzen?

Handelt es sich bei deiner toxischen Person beispielsweise um die (Schwieger-)Mutter, die ständig unangemeldet in deinem Zuhause auftaucht und in die Erziehung deiner Kinder eingreift? Dann wären hier zwei Grenzen nötig:
a. Besuche finden nur noch nach Absprache statt.
b. Die Erziehung der Kinder liegt ausschließlich in der Hand der Erziehungsberechtigten und du akzeptierst nicht länger Einmischungen von außen. Dazu ist der folgende Punkt immens wichtig.

Schritt 3: Glasklare Kommunikation

Das Geheimnis des Setzens klarer Grenzen ist eine unmissverständliche und nachdrückliche Kommunikation.

Im ersten Schritt hast du dir eine feste Haltung zugelegt. Im zweiten Schritt hast du deine Grenzen definiert und formuliert. Nun geht es an die Mitteilung dieser Grenzen. Wenn dir bei dem Gedanken daran ein wenig mulmig zu Mute ist, ist das durchaus verständlich.

Verabrede einen Termin mit der toxischen Person, der du deine neuen Grenzen kommunizieren möchtest und nimm gegebenenfalls jemanden zur Verstärkung mit. Dies kann beispielsweise ein Partner, eine gute Freundin oder vielleicht auch ein Talisman sein. Lasse jedoch nicht jemand anderen für dich sprechen. Du machst dich nicht länger klein – du hast etwas zu sagen und sollst gehört werden!

Bringe deine Forderungen mit erhobenem Haupt und fester Stimme vor. Vermeide den Konjunktiv und Worte wie „vielleicht“, möglicherweise“, et cetera. Lasse dich nicht einwickeln und gebe Diskussionen keinen Raum. Zur Not musst du die Örtlichkeit verlassen. Bleibe höflich und freundlich (besonders, wenn es sich um eine Person aus deinem beruflichen Umfeld oder Nachbarn, mit denen du noch lange auskommen musst, handelt).

Vermutlich fällt die Reaktion deines Gesprächspartners nicht allzu positiv aus. Rechne mit Gegenwind und erwarte zunächst keine Einsicht. Gib ihnen ein wenig Zeit und beobachte ihre Reaktion.

Schritt 4: Standhaft bleiben

Nachdem die Grenzen gezogen wurden, gilt es nun standhaft zu bleiben. Ein toxischer Mensch wird deine Haltung schlimmstenfalls für einen Bluff halten. Du weißt, dass es nicht so ist – mache es ihnen deutlich! Um noch ein letztes Mal das Beispiel der übergriffigen Schwiegermutter zu bedienen: Möglicherweise taucht sie wieder unangemeldet auf der Türschwelle ihrer Schwiegertochter auf und möchte ihre Enkel besuchen.

Statt sie wie immer hinein zu lassen, wäre jetzt die richtige Reaktion, sie an die besprochenen Abmachungen zu erinnern und zu erklären, dass ihr Besuch gerade unpassend sei.

Um an dieser Stelle nicht schwach zu werden und unter Gewissensbissen zusammenzubrechen, ist es wichtig, dass du dir eines bewusst machst: Das Problem bist nicht du und das destruktive Verhalten hast du weder verdient, noch bezieht es sich überhaupt auf dich. Vermutlich übt die toxische Person ihre schädlichen Verhaltensweisen an allen Menschen aus, die es zulassen.

Fallen dir an einer Person dauerhaft die oben beschriebenen Verhaltensweisen auf, handelt es sich dabei um einen Menschen, der dir nicht gut tut.

Ist es jemand, den du meiden kannst, dann tue genau das, um dich zu schützen – auch wenn das eventuell das Kappen einer langjährigen Freundschaft oder den Auszug aus einer WG bedeutet. Handelt es sich um Kollegen oder ein Mitglied der erweiterten Familie, nutze die oben genannten Schritte, um der Person die Macht über dein Leben zu nehmen.

Hast du deinen Partner als einen toxischen Menschen identifiziert, wird es heikel.

Wenn keine Gespräche oder Strategien wirken, musst du dir auch über eine Trennung Gedanken machen, denn deine psychische Gesundheit ist von größter Bedeutung.

Leidest du dauerhaft, suche dir Hilfe bei einem Coach, Psychologen oder Psychotherapeuten.

Ansonsten: Bleib dir treu, lass ich nicht (wieder) unterbuttern! Du kannst es schaffen und toxischen Menschen keinen Platz mehr in deinem Leben geben!

Lies dazu auch: „Wie du ein toxisches Arbeitsumfeld vermeiden kannst“.

Herzlichst
Anne Heintze