Es soll ja soo toll sein erwacht zu sein. Erleuchtung soll DIE Erfüllung sein. Sie können es bestätigen, die Erwachten. Auch ich schwärme seit 22 Jahren offiziell davon und versuche, Menschen die ominöse Erleuchtung schmackhaft zu machen.
Warum ist es denn so schwierig seine tiefste Natur zu realisieren?
Warum stürzen wir uns nicht alle Hals über Kopf in das freie Sein, jenseits von Verhaltensmustern und bloßem Funktionieren?!
Der Grund dafür findet sich klar und deutlich beschrieben in einer bekannten Aussage von Carl Sagan, einem der berühmtesten Wissenschaftler und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts:
“Eine der traurigsten Lehren der Geschichte ist diese: Wenn wir lange genug beschwindelt wurden, neigen wir dazu, jeden Beweis des Schwindels abzulehnen. Wir sind nicht länger daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden. Der Schwindel hat uns gefangen. Es ist einfach zu schmerzlich, zuzugeben – sogar uns selbst gegenüber – dass wir so leichtgläubig waren.”
Womit wurden wir denn beschwindelt und wer sollte das getan haben?
Nun, niemand hat uns absichtlich beschwindelt, denn die Schwindler wussten es nicht besser, auch sie wurden bereits beschwindelt. Die Schwindler, ist die gesamte Gesellschaft, ja man könnte sogar sagen (fast) die ganze Weltbevölkerung.
Der Schwindel, dem alle unterliegen, ist das Wissen darüber wer wir in Wahrheit sind.
Wir meinen natürlich zu wissen wer wir sind. Schließlich können wir uns über ganz viele Attribute definieren. Wir können Mann oder Frau sein, Deutsche oder Kubaner, Sportler. Poet, Mutter, Opfer, Täter, Stubenhocker, wir können groß oder dick sein, blond, hässlich oder ungeduldig, können uns als Weltenbummler identifizieren oder als Klimaretter, Manager, Tierliebhaber, Vegetarier, Moslem, Buddhist, Angsthase, Workshop-Junkie, Drogendealer oder Meditationslehrer, … alles eben, was die Welt so zu bieten hat.
Und das genau ist die Illusion.
All diese Beschreibungen sind angelerntes, anerzogenes oder angeeignetes Verhalten, doch es ist nicht das, was wir SIND, sondern bloß die Rolle, die zu leben wir gewählt haben (nicht immer freiwillig). Wir sind Personen mit angeeignetem Verhalten. Daher stimmt das Wort „Person“ sehr genau, denn „Persona“ stammt aus dem Latein und bedeutet Maske.
Wir sind von Anbeginn an mit einer Maske ausgestattet und leben damit unsere Rolle so gut, dass wir so gut wie nie auf die Idee kommen, dass wir jemand anderer sein könnten, etwas, das erst sichtbar wird, wenn Maske und Rolle abgelegt werden.
Doch wer ist der Maskenträger ohne seine Maske?
Was ist, wenn es keine Rolle zu spielen gibt?
Das hat uns niemand gesagt, denn es weiß fast niemand. Auf alle Fälle sind wir nicht derjenige den uns Maske und Rolle vorgeben zu sein.
Wir übernehmen ungefragt unsere Rolle im Lebensspiel, übernehmen den Schwindel von den anderen Schwindlern und behalten diesen „Selbstbetrug“ bei, ohne ihn je zu hinterfragen, bis – ja, bis jemand unsere Wege kreuzt, der hinter die Kulissen des Schauspiels blicken durfte. Jemand, der diesen Schwindeln durchschauen durfte und daher als „erwacht“ bezeichnet wird.
So wird es vielleicht langsam klar, warum es so verflixt schwer ist zu erwachen, denn dabei werden wir damit konfrontiert, das alles in unserem Leben bisher nur Illusion war.
Das zu erkennen ist sehr schmerzhaft und nur sehr wenige sind dazu bereit.
Und wie Carl Sagan eben sagte, sind wir nicht daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden. Der Schwindel hält uns gefangen. Es ist einfach zu schmerzlich, zuzugeben, sogar uns selbst gegenüber, dass wir ein Leben lang falsch lagen.
Doch halt, du musst dich diesem Schmerz nicht stellen. Nicht jetzt.
Erst wenn deine Sehnsucht nach Erwachen größer ist als deine Angst davor, wirst auch du diesen letzten Weg gehen – wirst trotz Angst und Schmerz bereit sein die Maske abzunehmen und dir zum allerersten Mal selber gegenüber stehen.
Erleuchtung ist.
Namasté
Harald
Schmerzhaft und nicht ungefährlich. Ich hab die Erleuchtungserfahrung nicht gesucht, sondern wollte vor zwei Jahren, als mein bisheriges Leben völlig gegen die Wand fuhr, endlich gesund werden. Ich bin meinen Weg immer weiter gegangen, stellte mich allen Ängsten, allen Schatten in mir. Der kranke Wurzelteil in mir sollte nie mehr austreiben. Aber auf welchen Weg ich mich letztlich einließ, war mir nicht ansatzweise klar. Persönliche, familiäre und gesellschaftliche Illusionen zu durchschauen, empfand ich teilweise als lebensbedrohlich. Ich wusste nicht, wie ich mit den Erkenntnissen umgehen sollte. Ich hatte immer wieder das Gefühl, mich aufzulösen. Wer bin ich denn nun?! Ich empfand es als gar nicht so einfach, die Tatsache auszuhalten, dass „ich“ letztlich nichts bin. Also nichts Materielles. Reines Bewusstsein. Immer im Jetzt, ohne jegliche Bewertung. Verbunden mit allem. Ich gewöhne mich ganz ganz langsam daran. Und es tut so gut, dass Menschen wie du so selbstverständlich über das Erwachen schreiben. Herzensgrüße
Liebe Kirsten
Ohja, Erleuchtung ist für das Ego sehr gefährlich! In der Regel wehrt es sich deshalb auch und selbst Suchende, die meinen Erleuchtung zu wollen, müssen meist erkennen, dass ihr Ego nicht bereit dafür ist (das wird es übrigens nie sein). Und ohja, oft geschieht am tiefsten Punkt eine Kehrtwendung. Dort, wo das Leid am größten ist, der Schmerz am tiefsten, ist der Mensch am ehesten bereit sich vollkommen hinzugeben, sich dem Größeren zu überlassen, weil er es einfach nicht mehr schafft. Wenn Kontrolle nicht mehr genügt, der Widerstand schmilzt, weil das Ego müde ist vom Festhalten, versuchen, Bemühen, … dann kann das unglaubliche geschehen und wir tauchen ein in den Raum jenseits unseres Lebens als funktionierende Marionette. Dann betreten wir voller Ehrfurcht den Raum des Erwachtseins, fassungslos vor so viel Andersartigkeit, sprachlos gegenüber dem Unaussprechlichen, Wortlos im Angesicht der Ungeheuerlichkeit und oft schockiert darüber, wie wir unser bisher geführt hatten. Dieser Ort des Erwachtseins, dieser Raum jenseits aller Vorstellungen, dieser Zustand des Seins wo es keine Erfahrung gibt, weil kein Erfahrender mehr da ist, ist kein Spielplatz für halbherzig Suchende. Er ist Urgrund unseres Seins, unsere tiefste Natur, so natürlich, dass wir es nicht fassen können, wie wir es ein Leben lang übersehen konnten. Hier bin ich Zuhause, soweit sich das mit unserer begrenzten Sprachsagen lässt. Von hier aus begleite ich Menschen, zeige ihnen den Weg im weglosen Gelände biete die „Landkarte des Erwachens“ an, denn, alles vor der Erleuchtung ist nur das Studium der Landkarte. Erwachtsein selbst bedeutet jedoch inmitten der Landschaft zu sein und dafür ist eine Landkarte sehr hilfreich.
Freude und Einverständnis, Ananda
Anfangs schmerzhaft und nicht einfach, doch danach lebt es sich ohne Gesellschafts-Maske unglaublich befreit ❤️